Speicheltests: Risiko für Typ-2-Diabetes erkennen, bevor Symptome auftreten

Die Messung erhöhter Insulinspiegel im Blut ist eine bewährte Methode zur Ermittlung der Stoffwechselgesundheit und kann das Risiko für die Entwicklung zukünftiger gesundheitlicher Probleme wie Typ-2-Diabetes, Adipositas und Herzerkrankungen aufzeigen. Nötig dafür ist aber natürlich die Entnahme einer Blutprobe, was manchen Patienten unangenehm ist.

Nun hat ein Forscherteam von der kanadischen University of British Columbia (UBC), Campus Okanagan, herausgefunden, dass hier die Messung des Insulinspiegels im Speichel eine gute, nicht invasive Alternative bietet. Laut Studienautor Dr. Jonathan Little, Professor an der School of Health and Exercise Sciences der UBC Okanagan, kann ein einfacher Speicheltest sogar noch einen Schritt weiter gehen: Mit ihm lassen sich laut dem Forscher auch frühe Stoffwechselveränderungen im Zusammenhang mit Adipositas feststellen.

Mehr Informationen: biermann-medizin.de/speicheltests-risiko-fuer-typ-2-diabetes-erkennen-bevor-symptome-auftreten/


 

Ein guter Schlaf ist wichtig für die körperliche und seelische Gesundheit. Wie schädigt umgekehrt ein langfristig schlechter Schlaf das Herz?

Dass Schlafmangel heute so verbreitet ist, lässt sich größtenteils auf die permanente Verfügbarkeit von künstlichem Licht zurückführen und auf den damit verbundenen Wandel in der Arbeitswelt. Nacht- und Wechselschichten stören den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus und verstellen unsere innere Uhr. Aber auch viele Überstunden, fehlende Pausen und eine ununterbrochene Erreichbarkeit im Job sind bedeutende Risikofaktoren. Hinzu kommen elektronische Geräte, wie Fernsehen, Computer, Internet oder Smartphone. Sie signalisieren durch ihr helles Licht, dem Körper wach zu bleiben.

Begünstigt wird ein gesundheitsgefährdendes Schlafverhalten zudem durch unser verändertes Freizeitverhalten, das oftmals mit höherem psychosozialem Stress verbunden ist. Schliefen vor 100 Jahren die Menschen noch circa 9 Stunden pro Nacht, hat sich seither die Schlafdauer auf durchschnittlich 7,5 Stunden verringert. Aber auch Lärm und die Umgebungstemperatur können die innere Uhr und damit auch den Schlaf ungünstig beeinflussen. Auch wenn umgangssprachlich meist nur von einer inneren Uhr gesprochen wird, besitzt jedes Gewebe und jedes Organ seine eigene innere Uhr. Die wichtigste Uhr sitzt im Gehirn im sogenannten suprachiasmatischen Nucleus, einem Kerngebiet, in dem rund 5000 Nervenzellen eng miteinander verknüpft und mit anderen Hirnregionen verschaltet sind. Der Nucleus ist Bestandteil des Hypothalamus und wird vom Tageslicht gesteuert.

Mehr Informationen: herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/herzgesundheit-im-alltag/schlaf-herz


 

Manche Arzneimittel sind für Senioren nicht geeignet

Laut Bundesgesundheitsministerium waren im Juli 2024 über 20 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland 65 Jahre alt oder älter.

Was Viele nicht wissen:
Zahlreiche Medikamente können bei älteren Menschen häufiger oder andere Nebenwirkungen auslösen als in jungen Jahren. Die Wirkstoffe werden zum Beispiel langsamer oder schneller aufgenommen oder ausgeschieden. Dadurch wirken sie unter Umständen länger oder stärker. In anderen Fällen ist eine abgeschwächte Wirkung möglich. Auch Nieren und Leber arbeiten anders und der Wassergehalt, die Muskelmasse, der Fettanteil sowie einzelne Blutbestandteile des Körpers verändern sich altersbedingt. Darüber hinaus können Nebenwirkungen in manchen Fällen weitreichendere Folgen haben. So kann Schwindel schneller zu einem Sturz führen und bei altersbedingter Osteoporose mit einem Knochenbruch enden. Zudem leiden ältere Patienten oft an mehreren Krankheiten wie hohem Blutdruck, Diabetes, erhöhten Blutfettwerten, Gicht, Herzerkrankungen oder rheumatischen Beschwerden zugleich. Dr. Christian Ude, Präsident der Landesapothekerkammer Hessen, empfiehlt: „Vor allem ältere Patienten, die verschiedene Arzneimittel einnehmen, sollten ihre Medikation regelmäßig in der öffentlichen Apotheke oder Arztpraxis überprüfen und bei Bedarf anpassen lassen.“

Viele Apotheken bieten darüber hinaus besondere Medikationsberatungen an, durch die Patienten regelmäßig Anspruch auf eine spezielle Analyse ihrer Medikamente sowie ein individuelles Beratungsgespräch haben.

Mehr Informationen: deutschesgesundheitsportal.de/2025/08/27/manche-arzneimittel-sind-fuer-senioren-nicht-geeignet/


 

Raus aus der Kinder- und Jugendmedizin – rein ins Risiko? Warum der Wechsel in die Erwachsenenmedizin für Jugendliche mit Diabetes oft schiefläuft und welche Gefahren bestehen

Der Übergang chronisch kranker Jugendlicher in die Erwachsenenmedizin – die sogenannte Transition – birgt erhebliche gesundheitliche Risiken. Jedes Jahr sind in Deutschland rund 3.200 Jugendliche mit Typ-1-Diabetes betroffen. Werden sie in dieser Übergangszeit nicht professionell begleitet, drohen ihnen Versorgungslücken, schlechtere Blutzuckerwerte und eine Zunahme von Diabeteskomplikationen. Besonders bewährt hat sich das strukturierte Berliner Transitionsprogramm (BTP), das Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren durch ein professionelles Fallmanagement unterstützt.

Der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e. V. (VDBD) betont die herausragende Rolle der Diabetesberatung in dieser kritischen Phase und ruft Eltern auf, die Transition ihrer Kinder aktiv zu begleiten.

Die Transition ist weit mehr als ein Wechsel vom Kinder- zum Erwachsenenarzt. „Sie bedeutet, dass Jugendliche Verantwortung für ihre Krankheit übernehmen, sich in einem neuen medizinischen Umfeld zurechtfinden müssen und jahrelange Bindungen zu einem vertrauten Behandlungsteam enden“, erklärt Dr. Silvia Müther, Diabetologin und Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin sowie Leiterin des Diabeteszentrums für Kinder und Jugendliche an den DRK Kliniken Berlin. „Dieser Prozess muss nicht nur medizinisch, sondern auch psychologisch gut vorbereitet, begleitet und individuell angepasst werden – sonst kann die Versorgung lückenhaft und die Stoffwechsellage instabil werden.“

Studien zeigen: Mindestens ein Drittel der Jugendlichen fällt nach dem Arztwechsel zeitweise aus der fachärztlichen Betreuung. 20 Prozent gehen im Prozess sogar ganz verloren. Die Folgen sind gravierend – das Risiko für Unterzuckerungen, diabetische Ketoazidosen oder erste diabetische Folgeschäden steigt.

Struktur, Zeit und Vertrauen schaffen Sicherheit

Das Berliner Transitionsprogramm (BTP) begegnet diesen Herausforderungen mit einem sektorenübergreifenden Versorgungsansatz. Fallmanagerinnen und -manager begleiten Jugendliche über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren – von der ersten Planung bis zur stabilen Anbindung an die Erwachsenenmedizin. Dazu gehören Transitionsgespräche, strukturierte Übergabeberichte, individuelle Beratung und Hilfe bei der Arztsuche.

„Das Besondere am BTP ist, dass es nicht nur medizinische, sondern auch psychosoziale Aspekte einbezieht“, sagt Pflegemanagerin und Pflegewissenschaftlerin Jana Findorff von den DRK Kliniken Berlin, die das Projekt mit initiiert hat. „Wir schauen mit den Jugendlichen nicht nur die Stoffwechselwerte, sondern auch auf Schulstress, Zukunftsängste und soziale Fragen. Das stärkt die Selbstständigkeit und verhindert, dass junge Menschen in dieser Lebensphase allein gelassen werden.“

Diabetesberatung als Schlüsselrolle

Gerade in der Transition sind Diabetesberaterinnen und -berater unverzichtbar. Sie begleiten Jugendliche individuell, vermitteln Gesundheitswissen auf Augenhöhe und fördern den Aufbau von Selbstverantwortung. „Wir sind oft die Konstante im System“, betont Yvonne Häusler, Diabetesberaterin an den DRK Kliniken Berlin und Vorstandsmitglied des VDBD. „Wenn sich Arztteams ändern und Eltern sich zurücknehmen, bleiben wir ansprechbar – auch emotional.“

Neben der medizinischen Anleitung hilft die Diabetesberatung bei praktischen Fragen: Wie kann ich meinen Therapiealltag organisieren? Was passiert mit meiner Insulinversorgung, wenn ich zum Studieren in eine andere Stadt ziehe?

Ratschläge für Eltern: Loslassen lernen – aber nicht allein
Der VDBD rät Eltern, sich frühzeitig mit der bevorstehenden Transition auseinanderzusetzen. „Eltern haben ihre Kinder über viele Jahre mitversorgt – das Loslassen fällt vielen oft schwer“, so Häusler. „Doch genau hier braucht es professionelle Unterstützung. Eltern sollten nicht aus Angst klammern, sondern die Eigenverantwortung der Jugendlichen gezielt fördern – gemeinsam mit den Fachkräften.“

Wichtig ist, die Transition aktiv zu begleiten: Fragen stellen, bei der Arztsuche unterstützen, rechtzeitig mit der Krankenkasse sprechen. Angebote wie das BTP, das Schulungsprogramm „Fit für den Wechsel“ (https://www.btp-ev.de/wp-content/uploads/2018/11/RZ_Jugendbroschu_re_2016.pdf) oder der Between-Kompass (https://between-kompas.de/) bieten hilfreiche Orientierung für Familien.

Transitionsstrukturen brauchen finanzielle und politische Unterstützung
„Ein gelungener Übergang in die Erwachsenenmedizin entscheidet über die langfristige Gesundheit junger Menschen mit Diabetes“, betont Häusler. „Dafür brauchen wir verbindliche Transitionsstrukturen, eine faire Finanzierung durch die Krankenkassen – und vor allem: die Wertschätzung der professionellen Diabetesberatung als Schlüsselstelle in diesem Prozess.“

Der VDBD fordert daher eine flächendeckende Verankerung strukturierter Transitionsprogramme und ruft Politik, Krankenkassen und Versorgungseinrichtungen auf, die Phase zwischen Jugend- und Erwachsenenmedizin nicht länger dem Zufall zu überlassen.

Quelle: Verband der Diabetesberatungs- und Schulungskräfte VDBD


 

Stark verarbeitete Lebensmittel erhöhen Krankheitsrisiko

Der häufige Konsum stark (industriell) verarbeiteter Lebensmittel (Ultra-Processed Foods, UPFs) steht laut aktueller Forschungsergebnisse in eindeutiger Verbindung mit zahlreichen chronischen Erkrankungen und psychischen Störungen, zeigte ein Umbrella-Review über 39 Metaanalysen.

Gesundheitsgefahr durch stark verarbeitete Lebensmittel

Besonders überzeugende Belege wurden für eine Verschlechterung der Nierenfunktion sowie Atemprobleme bei Kindern gefunden. Auch Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Übergewicht, Adipositas und psychische Störungen sind stark mit dem Verzehr dieser Produkte assoziiert. Der Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln hatte keine gesundheitlichen Vorteile.

Eine Ernährung mit niedrigem UPF-Anteil könnte daher weitreichende Vorteile für die öffentliche Gesundheit haben, so das Fazit der Studienautoren.

Mehr Infos:
www.deutschesgesundheitsportal.de


 

Wichtige Informationen von Novo Nordisk zu Ihrem Insulin

Liebe Patientin, lieber Patient,
Sie werden mit einem Insulin von Novo Nordisk behandelt, das schon lange auf dem Markt ist? In den letzten Jahren wurden für die Diabetestherapie viele neue Medikamente entwickelt, die inzwischen sehr gut etabliert sind. Auch die Insulintherapie hat sich weiterentwickelt.
Novo Nordisk hat sich daher entschieden, einige seiner frühen Insuline bis 2026 auslaufen zu lassen.

Ab 2026 nicht mehr verfügbar:

Levemir®
Protaphane®
Fiasp® PumpCart® (nicht betroffen sind die Darreichungsformen
Durchstechflasche, Penfill® und FlexTouch®)

Ab 2027 nicht mehr verfügbar:

Actrapid®
Actraphane® 30
Actraphane® 50
Was bedeutet das für Sie?
Uns ist bewusst, dass dies für Sie eine Veränderung im Therapiealltag bedeutet.
1. Ihre Ärztin/Ihr Arzt wird von Novo Nordisk umfassend über die Angebotsanpassung informiert. Gemeinsam mit Ihnen wird sie/er über alternative Therapiemöglichkeiten sprechen und Sie rechtzeitig auf ein anderes geeignetes Insulin umstellen.
2. Bitte sprechen Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt beim nächsten Behandlungstermin darauf an, falls sie/er das nicht von sich aus tut.
Zu Fragen wenden Sie sich gern an unseren Kundenservice:
E-Mail: kd_service@novonordisk.com
Telefonnummer: 06131 903-1133


Testen Sie den GlucoHelper

Wir laden Sie herzlich ein, an einer Studie mit der neuen App GlucoHelper teilzunehmen. Die App unterstützt Menschen mit Typ-1-Diabetes, die Therapie im Alltag einfacher und effektiver umzusetzen – mit automatischem Feedback und leicht verständlichen Auswertungen.  Wir wollen gemeinsam mit GlucoHelper verstehenwelche App funktionen als hilfreiche oder nicht empfohlen werden. Die Studie ist insbesondere für Patienten mit Insulintherapie und Sensor geeignet.
GlucoHelper wertet automatisch Ihre CGM-Daten aus und gibt individuelle Rückmeldungen zu möglichen Therapieproblemen, etwa vergessene Bolusgaben oder wiederholt hohe Werte. Wer zusätzlich Mahlzeiten oder Insulin erfasst, erhält noch präzisere Einsichten.

Das bietet die App:

Tägliches Feedback zur Glukoseentwicklung
Analyse von Mustern und Alltagsproblemen
Optionale Tagebuchfunktion für Mahlzeiten, Insulin und Bewegung
Kompatibel mit den meisten gängigen CGMs, Insulinpumpen und Smartpens
Die Nutzung ist kostenlos und Rückmeldungen sind ausdrücklich willkommen.
Jetzt kostenlos ausprobieren:
Nutzen Sie diese Gelegenheit, GlucoHelper zu testen – Ihr Feedback ist in dieser Phase besonders wertvoll.
Prof. Dr. med. habil. Peter E. H. Schwarz
Technische Universität Dresden

Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus


Pädiatrische Verbände fordern zügige Implementierung des DMP Adipositas für Kinder und Jugendliche

Das Disease Management Programm (DMP) Adipositas für Kinder und Jugendliche ist zum 01.07.2025 in Kraft getreten. Die Betroffenen erleben oft eine Odyssee mit unnötigen Untersuchungen, Schuldzuweisungen und frustranen Therapieversuchen. Das soll sich nun ändern. Durch das DMP soll die Versorgungslage für Kinder und Jugendliche mit Adipositas in Deutschland (ca. 6,5 Prozent, also aktuell ca. 800.000) zwischen drei und siebzehn Jahren deutlich verbessert werden.

Das DMP soll bei Kindern und Jugendlichen mit Adipositas das Risiko verringern, dass die Erkrankung und bereits bestehende Komorbiditäten bis ins Erwachsenenalter fortbestehen bzw. sich ausweiten.

Eine Adipositas kann ganz unterschiedlich ausgeprägt sein, etwa mit Blick auf die Ursachen und die Krankheitslast, aber auch bezogen auf die Möglichkeiten, gesundheitlich ungünstige Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten zu ändern. Bei Kindern und Jugendlichen spielen als Ursachen vor allem nicht veränderbare genetische Einflüsse und darüber hinaus weitere Faktoren eine Rolle, die sich aus der familiären Situation beziehungsweise aus der sozialen Umgebung ergeben können. Deshalb soll im DMP Adipositas für Kinder und Jugendliche von den koordinierenden Ärztinnen und Ärzten ein am individuellen Bedarf orientierter Behandlungsplan aufgestellt werden, der das primäre Ziel einer Lebensstil-basierten Intervention, nämlich die Optimierung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens, aber auch die Erwartungen und Möglichkeiten der Kinder und Jugendlichen und ihrer Familien, berücksichtigt. Zentraler Bestandteil des DMP sind ambulante Adipositasschulungsprogramme, die nun in Deutschland nach vielen Jahren der uneinheitlichen (Unter-)Finanzierung wieder eine Chance auf ihren berechtigten Platz in der Versorgungslandschaft für die Kinder und Jugendlichen mit Adipositas und ihren Familien erhalten können.

Quelle. DDG


 

„Männer sind anders. Frauen auch“ in der Diabetologie: wie sich Geschlechtsunterschiede auf Behandlung und Verlauf der Stoffwechselerkrankung auswirken

Geschlechtsunterschiede in der Diabetologie ernst nehmen Die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Unterschiede ist in der modernen Diabetologie kein „Nice-to-have“, sondern eine Grundvoraussetzung für wirksame Prävention, Diagnostik und Therapie. Männer und Frauen unterscheiden sich nicht nur in ihrer Hormonlage, sondern auch in ihrer Selbstfürsorge, in der Wahrnehmung von Symptomen, in der Stoffwechselregulation und in ihrem Ansprechen auf Medikamente.
Gerade bei Frauen mit Diabetes zeigen sich deutliche Unterschiede im Krankheitsverlauf. Nach der Menopause steigt ihr Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall signifikant – um 40 beziehungsweise 25 Prozent im Vergleich zu Männern. Ursache sind nicht nur klassische Risikofaktoren wie Blutzuckerund Fettstoffwechselstörungen, sondern auch hormonelle Veränderungen, eine oft unzureichende Selbstfürsorge und strukturelle Unterversorgung. Frauen nehmen sich häufig selbst zuletzt wahr – das muss sich ändern.
Zudem sind Frauen oft mehrfach belastet: Sie tragen nach wie vor den Großteil der Sorgearbeit – ob in der Kindererziehung oder in der Pflege von Angehörigen. Gleichzeitig sind sie häufiger von sozioökonomischer Benachteiligung betroffen, verdienen weniger, haben seltener Zugang zu höherer Bildung und verfügen über geringere Gesundheitsressourcen. Diese strukturellen Ungleichheiten erschweren den Zugang zu Präventions- und Versorgungsangeboten – mit unmittelbaren Folgen für die Krankheitsbewältigung und Prognose.
Auch der weibliche Zyklus beeinflusst den Zuckerstoffwechsel: Zwei Drittel aller Frauen mit Diabetes erleben in der zweiten Zyklushälfte eine reduzierte Insulinempfindlichkeit. Dennoch werden prämenopausale Frauen in Studien oft ausgeschlossen – ein strukturelles Problem in der klinischen Forschung. Die Menopause wiederum bringt häufig eine Gewichtszunahme im Bauchbereich, verstärkte Insulinresistenz und neue Herausforderungen in der Einstellung des Blutzuckers mit sich. Hier braucht es maßgeschneiderte Therapieansätze.
Männer mit Diabetes sind hingegen häufiger von schlechter Therapieadhärenz betroffen, insbesondere bei Krebserkrankungen – ein weiteres Beispiel dafür, dass erfolgreiche Versorgung Geschlechtersensibilität braucht. Trotz dieser Erkenntnisse fehlen geschlechtsspezifische Daten häufig in Studien, und pharmakokinetische Unterschiede werden nicht ausreichend berücksichtigt. Die Folge: eine Medizin, die Männern und Frauen nicht gerecht wird.

Daher fordert die Deutsche Diabetes Gesellschaft:

  • konsequent gendersensible Forschung, insbesondere zur Wirkung antidiabetischer
  • Medikamente in verschiedenen Lebensphasen,
  • die Integration patientenberichteter Outcomes (PROMs), um Unterschiede in Alltag und Therapieerleben sichtbar zu machen,
  • gezielte Förderung von Clinician Scientists, die moderne Technologien und Geschlechtersensibilität verbinden,
  • und eine verpflichtende Berücksichtigung von Geschlecht, psychosozialer Situation und Lebensrealität in der klinischen Praxis und Leitlinienentwicklung.
Diabetologie der Zukunft heißt: individualisiert, gerecht, geschlechtersensibel – damit alle Patientinnen und Patienten die Versorgung bekommen, die sie brauchen.
Quelle: Professor Dr. Julia Szendrödi, Präsidentin der DDG, Ärztliche Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie des Universitätsklinikums Heidelberg

Kostenfreier Online-Impulsvortrag: Impfen bei vorerkrankten Patientinnen und Patienten

Dr. Mirko Steinmüller geht in einem Impulsvortrag auf das Impfen von Patientinnen und Patienten mit Vorerkrankungen ein.

Welche Besonderheiten sind bei Impfungen von Personen mit Autoimmunerkrankungen oder unter immunsupprimierenden bzw. immunmodulierenden Therapien zu beachten?

Dr. Mirko Steinmüller, Facharzt für Innere Medizin, Rheumatologie und Infektiologie, teilt in diesem Webinar praxisnahe Empfehlungen für die Impfung von vorerkrankten Patientinnen und Patienten.

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Deutsches Ärzteblatt

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