Online-Kampagne #InklusionStattAusgrenzung – Wissenschaftliche Allianz fordert den flächendeckenden Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften

Immer mehr Kinder und Jugendliche leben mit psychischen und chronischen Erkrankungen. Sie benötigen häufig pflegerische oder medizinische Betreuung – auch in der Schule. Diese Unterstützungsleistung könnte von Schulgesundheitsfachkräften übernommen werden. Sie entlasten das Lehrpersonal, Eltern und Kinder, verbessern die Inklusion von chronisch erkrankten oder Kindern mit Behinderung und erhöhen die Gesundheitskompetenz an Schulen. Doch medizinisch geschultes Fachpersonal wird im aktuellen Schulsystem nicht finanziert. Um mehr öffentliche Aufmerksamkeit auf den Bedarf von Schulgesundheitsfachkräften zu lenken, starten verschiedene Organisationen rund um den Weltkindertag am 20. September die Online-Kampagne #InklusionStattAusgrenzung. Sie wird organisiert von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) gemeinsam mit ihrer AG Pädiatrische Diabetologie (AGPD), diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin e.V. (DGSPJ), ACHSE e. V., Diabetes-Kids.de, dem Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e. V. (BeKD) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ).

15 Prozent der Kinder leben mit chronischen körperlichen oder psychischen Erkrankungen wie Verhaltensstörungen, Allergien oder Diabetes mellitus. „Lehrkräfte sind zunehmend überfordert. Sie sind für medizinische Themen weder ausgebildet noch zuständig“, sagt Professor Dr. med. Andreas Neu, Past Präsident der DDG und kommissarischer ärztlicher Direktor an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen. Modellprojekte, Erfahrungen anderer Länder und Studien zeigen: Schulgesundheitsfachkräfte entlasten das Schulsystem, Eltern und Kinder erheblich. „Einerseits können sie sich um die einfache medizinische Grundversorgung wie aufgeschlagene Knie oder Nasenbluten kümmern und für Gesundheitsaufklärung sorgen. Andererseits leisten sie einen wertvollen und kompetenten Beitrag für Kinder mit täglichem Unterstützungsbedarf, entlasten somit Familien und Lehrpersonal und verhindern damit die Diskriminierung von chronisch kranken Kindern“, führt Neu aus.

Von medizinisch ausgebildetem Personal an Schulen profitieren ganz besonders Kinder, die durch ihre chronische Erkrankung besondere Hilfestellung im Alltag benötigen. Untersuchungen zeigen, dass aktuell fast ein Viertel der Schulkinder eine weitergehende medizinische oder therapeutische Unterstützung benötigt. „Bei einem Diabetes Typ 1 muss beispielsweise die Insulindosierung und die körperliche Bewegung exakt aufeinander abgestimmt werden, um gesundheitliche Komplikationen wie eine lebensgefährliche Unterzuckerung zu vermeiden“, erklärt PD Dr. med. Thomas Kapellen von der AGPD. Trotz der zunehmenden Technologisierung in der Therapie seien Grundschulkinder in der Regel mit den Anforderungen ihrer Erkrankung überlastet. „Sie können ihren Diabetes nicht vollständig allein managen, weil sie komplexe Zusammenhänge nicht allein überblicken können – ebenso wenig das Lehrpersonal.“ Je weniger sich chronische Erkrankungen durch ihre individuellen Anforderungen in die Lebenswirklichkeit der Schulen einbinden lassen, desto größer ist die Gefahr, dass die betroffenen Kinder schulische Ausgrenzung erleben. „Schlimmstenfalls müssen sie entgegen ihren Fähigkeiten auf den Besuch von Regelschulen verzichten, nur weil niemand sich für ihre Gesundheitsfürsorge zuständig fühlt“, gibt Kapellen zu Bedenken.

Um Ihren Kindern den Besuch einer Regelschule zu ermöglichen, springen häufig die Mütter ein, wie die AMBA-Studie (Alltagsbelastungen der Mütter von Kindern mit Typ-1-Diabetes: Auswirkungen auf Berufstätigkeit und Bedarf an Unterstützungsleistungen im Alltag) zeigte. „Die von uns unterstützte AMBA-Studie belegt, dass 39 Prozent der Mütter von Kindern mit Typ-1-Diabetes den Umfang ihrer Arbeitszeit reduzieren. 10 Prozent gaben nach der Diabetesdiagnose ihres Kindes ihre Berufstätigkeit sogar gänzlich auf, um das Kind in Kita und Schule mitzuversorgen. Es darf nicht sein, dass eine Diabetesdiagnose insbesondere bei Müttern mit Karriereknick und Armutsrisiko einhergeht. Schulgesundheitsfachkräfte würden dies ändern“, sagt Dr. med. Jens Kröger, Diabetologe und Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.

Trotz der offensichtlichen Vorteile von Gesundheitsfachkräften an Schulen fehlen noch immer ein klares Bekenntnis und der entschiedene Wille seitens der Politik, medizinisches Fachpersonal an deutschen Schulen einzusetzen und Kinder mit chronischen Erkrankungen besser in die Regelschulen zu integrieren. Deshalb starten die Organisationen DDG und ihre AG Pädiatrische Diabetologie sowie diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe, DGSPJ, ACHSE e. V., BeKD e. V., Diabetes-Kids.de und DGKJ eine Online-Kampagne, um mehr öffentliche Aufmerksamkeit auf dieses Problem zu lenken. Unter #InklusionStattAusgrenzung können Interessierte auf X, LinkedIn und Facebook die Kampagne mitverfolgen und unterstützen. Bei Materialanfragen wenden Sie sich bitte an die jeweiligen Pressestellen.

Die Kern-Forderungen der Kampagne #InklusionStattAusgrenzung:

Inklusion statt Ausgrenzung!

Schulgesundheitsfachkräfte tragen zur Inklusion chronisch kranker Kinder an Schulen bei.

Zeitenwende in der Schule!

Schulgesundheitsfachkräfte entlasten Eltern, Lehrer*innen und Erzieher*innen im Schulalltag.

Chronische Krankheit? Das pack ich!

Schulgesundheitsfachkräfte unterstützen Kinder und Jugendliche beim Selbstmanagement ihrer Erkrankung.

Schule für alle!

Chronisch kranke Kinder haben ein Recht auf Beschulung – unabhängig von ihrer Erkrankung.

Quelle: DDG

Eine Autoimmunerkrankung kommt selten allein – DGE: Auch an das autoimmune polyglanduläre Syndrom (APS) denken

Menschen, die an einer Autoimmunerkrankung ihrer Hormondrüsen wie Typ-1-Diabetes, Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Addison leiden, haben ein erhöhtes Risiko, weitere Autoimmunerkrankungen zu entwickeln. Diese können auch nicht-endokrine Organe betreffen. Dazu gehören etwa die Weißfleckenkrankheit (Vitiligo), kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) oder Vitamin B12-Mangel. Umgekehrt stellen diese Befunde auch einen Hinweis auf möglicherweise bereits bestehende, aber noch unerkannte Autoimmunerkrankungen des Hormonsystems dar. Da die Hormonerkrankungen gerade in Kombination auch schwer verlaufen können, sei es entscheidend, frühzeitig bei diesen nicht endokrinen Autoimmunerkrankungen an die möglichen Zusammenhänge zu denken.

Eine Autoimmunerkrankung ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise eigene gesunde Zellen angreift. Dadurch wird körpereigenes Gewebe beschädigt oder auch ganz zerstört. Diese Fehlleitung des Immunsystems betrifft alle Organe, nicht nur die Hormondrüsen. „Dabei können parallel – oder auch mit großem zeitlichen Abstand – verschiedene Organe erkranken“, sagt Professor Dr. med. Karsten Müssig, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Franziskus-Hospital Harderberg der Niels-Stensen-Kliniken. „Erkranken mindestens zwei endokrine Organe aufgrund autoimmuner Prozesse wird das als autoimmunes polyglanduläres Syndrom (APS) bezeichnet“, so Müssig, der Herausgeber der Fachzeitschrift Experimental and Clinical Endocrinology & Diabetes, dem englischsprachigen Organ der DGE, ist.

Hashimoto-Thyreoiditis und Typ-1-Diabetes treten öfter gemeinsam auf

Eine Form tritt bereits im Kindesalter auf (APS Typ 1). Ursache ist ein Gendefekt eines Autoimmunregulators. Sie ist sehr selten, schätzungsweise erkranken 1:100 000 Menschen/Jahr daran. Häufiger sind jedoch Erwachsene betroffen (APS, adulte Form). Die Erkrankung wird je nach Kombination der Autoimmunerkrankungen untergliedert in vier Typen. Etwa 1–2:20 000 Menschen/Jahr betrifft es, Frauen im Verhältnis von 3:1 häufiger als Männer. Am meisten tritt die Kombination von Typ-1-Diabetes und einer autoimmunen Erkrankung der Schilddrüse auf, entweder mit der Unterfunktion, Hashimoto-Thyreoiditis, oder seltener, der Überfunktion, Morbus Basedow. „Das bedeutet, wer an einer der beiden Krankheiten leidet, hat ein erhöhtes Risiko, im Lauf seines Lebens auch an der anderen und vielleicht noch weiteren zu erkranken“, so der Endokrinologe und Diabetologe. Dies kann gefährlich werden: Kommt etwa noch ein Morbus Addison hinzu, eine Erkrankung der Nebennierenrinde, die zu Kortisolmangel führt, könne es bei Patienten mit Typ-1-Diabetes zu Unterzuckerungen und, wenn die Erkrankung unerkannt bleibt, zu einer lebensbedrohlichen sogenannten Addison-Krise kommen.

Bei Vitiligo, kreisrundem Haarausfall oder Autoimmungastritis auch an endokrine Hormonerkrankungen denken

Unabhängig von der Einteilung in APS-Typen leiden die Betroffenen oft auch an einer nicht-endokrinen Autoimmunerkrankung. Dazu gehören etwa Zöliakie, Autoimmungastritis, Vitiligo, rheumatoide Arthritis und viele andere. „Diese Krankheiten können Ärztinnen und Ärzten einen Hinweis auf bereits bestehende autoimmune endokrine Erkrankungen geben“, sagt Müssig. Diese beginnen nämlich oft schleichend und die Betroffenen haben mitunter zunächst keine spezifischen Symptome.“ „APS ließen sich frühzeitiger diagnostizieren, wenn Ärztinnen und Ärzte auch bei eigentlich eigenständigen Störungen wie Vitiligo zumindest daran denken, dass auch ein APS vorliegen könnte“, so der Endokrinologe. Dies gilt etwa auch für einen Vitamin-B12-Mangel. Er kann Folge einer Autoimmungastritis sein, bei der die Vitamin-B12-Resorption aus dem Magen gehemmt wird.

„Es ist wichtig, an die – zugegebenermaßen seltene – Möglichkeit eines APS zu denken und im Zweifel entsprechende Screening-Untersuchungen durchzuführen“ betont auch DGE-Pressesprecher Professor Dr. med. Stephan Petersenn aus Hamburg.

Quelle: DGE

Presseschau September 2023

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Film des DDB zur Diabetischen Ketoazidose:

Ketoazidose

Insulinfreiheit bei Typ-1-Diabetes durch Stammzelltransplantation

Am 23. Juni 2023 wurden auf dem ADA-Kongress von Trevor W. Reichman, dem Chirurg. Direktor der Pankreas- und Inselzelltransplantation der Universität Toronto, und seinen Mitarbeitern die Resultate ihrer allogenen Stammzelltransplantation bei insgesamt 6 Typ-1-Diabetespatienten präsentiert. Zwei von ihnen sind bereits länger als 1 Jahr insulinfrei und drei weitere, die später implantiert wurden, sind auf gutem Wege dazu. Ein Patient fiel aus nicht transplantationsbedingten Gründen aus der Studie heraus.

Der HbA1c-Wert der 6 Probanden war basal im Mittel bei 8.1% gelegen, im Jahr zuvor waren im Mittel 3.3 schwere Hypoglykämien aufgetreten. Das mittlere Alter der Patienten lag bei 44 Jahren, die mittlere Diabetesdauer bei 23 Jahren. Drei waren Frauen und drei Männer.

Die allogenen aus Stammzellen gewonnenen Inselzellen wurden einmalig in die Pfortader infundiert. Die Immunsuppression wurde mit Anti-Thymozytenglobulin induziert und mit Tacrolimus/Sirolimus weitergeführt. Nach der Infusion der aus Stammzellen gewonnenen Betazellen (VX-880, Vertex Pharmaceuticals) zeigten alle Patienten eine C-Peptidproduktion, eine Abnahme des HbA1c trotz reduzierten Insulingebrauchs und keine schweren Hypoglykämien ab dem 90. Tag. Die beiden Probanden, die bisher mindestens ein Jahr lang verfolgt werden konnten erfüllten den primären Studienendpunkt: HbA1c <7.0 % ohne schwere Hypoglykämien. Der 1. Proband erreichte im 21. Monat ein HbA1c von 5.3%, der zweite im 12. Monat von 6.0%. Die Insulinproduktion nach einer Testmahlzeit war bei beiden verzögert, das ADA-Ziel der Time-in-Range (TIR) im kontinuierlichen Glukose-Monitoring von >70 % wurde von beiden erreicht.

Alle 6 Patienten wiesen kurz nach Infusion von VX-880 einen transienten Anstieg der Leberenzyme auf, die sich wieder normalisierten. Es wurden keine ernsten therapiebezogenen unerwünschten Nebenwirkungen beobachtet.

Kommentar:
Die Mitautorin, Frau Maria Cristina Nostro, PhD am McEwen Stem Cell Institute in Toronto, welche zu Beginn der Sitzung eine einleitende Übersicht gab, bezeichnete die Resultate als „extremely exciting…..All the work we have put into this, it´s a labor of love. We habe been trying to generate the cells for so long, and now to see this, it is fantastic“ (2). Jetzt läuft eine Studie mit VX-880 an 10 Patienten aus den USA, Norwegen, der Schweiz und den Niederlanden an. Wenn auch die heutigen Fortschritte in der Inseltransplantation die Wahrscheinlichkeit erhöhen, eine Heilung vom Typ-1-Diabetes zu erzielen, wenn auch mit Immunsuppression, so benötigt man doch jeweils 2-3 Spenderorgane pro Transplantation und Spenderpankreata sind knapp. Deshalb wird nach alternativen Quellen für Betazellen zur Transplantation gesucht. Es ist zu hoffen, dass mit der Stammzelltransplantation ein Durchbruch in der Therapie des Typ-1-Diabetes erzielt werden kann.

Helmut Schatz

Quelle: DEG
(Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie)

Typ-2-Diabetes plus chronisch-entzündliche Erkrankungen erhöhen Risiko für Ängste und Depression

Laut einer aktuellen Studie aus Korea haben Menschen mit Typ-2-Diabetes und entzündlichen Erkrankungen ein höheres Risiko für Depressionen und Angstzustände. Das Risiko erhöht sich bei dem Vorhandensein von mehreren entzündlichen Erkrankungen.
Menschen mit Typ-2-Diabetes (T2D) haben ein höheres Risiko, an Depressionen und Angstzuständen zu erkranken. Um das Risiko besser einschätzen zu können, haben koreanischen Wissenschaftler untersucht, ob das Vorhandensein von immunvermittelten entzündlichen Erkrankungen bei Menschen mit T2D ein höheres Risiko für Depressionen und Angstzustände mit sich bringt.

Bevölkerungsbasierte Studie aus Korea: Einfluss immunvermittelter Erkrankungen auf die Psyche

Menschen mit T2D ohne vorherige Depression oder Angstzustände, die sich zwischen 2009 und 2012 einer nationalen Gesundheitsuntersuchung unterzogen (n = 1 612 705), wurden in die landesweiten Gesundheitsuntersuchungsdaten des koreanischen National Health Insurance Service einbezogen. Das Ergebnis der Studie waren Depressionen und Angstzustände, definiert anhand der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10).

Immunvermittelte entzündliche Erkrankungen des Darms, der Gelenke und der Haut

Bei einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 6,4 Jahren war das Vorhandensein von immunvermittelten entzündlichen Erkrankungen des Darms, z. B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, mit einem höheren Risiko für Depressionen (adjustierte Hazard Ratio, aHR: 1,28; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,08 – 1,53) und Angstzustände (aHR: 1,22; 95 % KI: 1,06 – 1,42) verbunden. Das Vorhandensein von immunvermittelten entzündlichen Erkrankungen der Gelenke, z. B. rheumatoide Arthritis, war ebenfalls mit einem höheren Risiko für Depressionen (aHR: 1,34; 95 % KI: 1,31 – 1,37) und Angstzuständen (aHR: 1,31; 95 % KI: 1,29 – 1,34) assoziert. Auch bei immunvermittelten entzündlichen Hauterkrankungen, z. B. Psoriasis, war das Risiko für Depressionen (aHR: 1,18; 95 % KI: 1,14 – 1,23) und Angstzustände (aHR: 1,13; 95 % KI: 1,09 – 1,16) erhöht. Die Auswirkungen von der immunvermittelten entzündlichen Erkrankungen auf Depressionen und Angstzustände waren bei Menschen mit mindestens zwei solcher Vorerkrankungen größer als bei Menschen mit nur einer derartigen Vorerkrankung:

Risiko für Depression

mind. 2 Vorerkrankungen: aHR: 1,42; 95 % KI: 1,19 – 1,69
1 Vorerkrankung: aHR: 1,30; 95 % KI: 1,27 – 1,32

Risiko für Ängste

mind. 2 Vorerkrankungen: aHR: 1,49; 95 % KI: 1,29 – 1,72
1 Vorerkrankung: aHR: 1,26; 95 % KI: 1,24 – 1,28
Entzündliche Erkrankungen erhöhen Risiko für Depressionen und Ängste
Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes war somit eine immunvermittelte entzündliche Vorerkrankung mit einem höheren Risiko für Depressionen und Angstzustände assoziiert. Bei Menschen mit T2DM und komorbiden Erkrankungen wie etwa rheumatoider Arthritis, CED oder Psoriasis sei deshalb ein regelmäßiges Screening auf Angstzustände und Depressionen sinnvoll, schließen die Autoren.
Quelle: DeutschesGesundheitsPortal

Schneller die passende Diabetes-Einrichtung finden

825 Kliniken und ambulante Behandlungszentren sind derzeit von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) zertifiziert. Sie bieten Menschen mit Diabetes eine hochwertige und evidenzbasierte Versorgung durch qualifizierte Diabetesbehandlungsteams. Um Patientinnen und Patienten die Suche nach einer geeigneten Einrichtung zu erleichtern sowie Kliniken und Zentren für ihre Leistungen durch eine deutlichere Abgrenzung untereinander mehr zu würdigen, benennt die DDG ihre Zertifikate zum 1. Juli 2023 um.

Diabetes ist die Volkskrankheit Nr. 1 in Deutschland und betrifft aktuell etwa 8,7 Millionen Menschen. Sie profitieren von einer fachübergreifenden Behandlung in spezialisierten Zentren, Kliniken oder Praxen, denn das Krankheitsbild selbst und das Zusammenspiel mit Folge- und Nebenerkrankungen ist hochgradig komplex. Seit 2005 zertifiziert die DDG diejenigen Einrichtungen, die die hohen Anforderungen für eine optimale Behandlung und Versorgung von Menschen mit Diabetes erfüllen. Das Qualitätssiegel soll Betroffenen damit als Wegweiser auf der Suche nach geeigneten Behandlungseinrichtungen dienen.
Neue Wort-Bild-Marke bringt mehr Transparenz
Ab 1. Juli 2023 werden die bisherigen Zertifikate umbenannt. Die neue Benamung soll die Verständlichkeit für Patientinnen und Patienten fördern und die zertifizierten Einrichtungen weiter voneinander abgrenzen. So können sich Klinken, die Grundstandards zur Diabetesversorgung vorhalten, ab sofort als „Klinik mit Diabetes im Blick DDG“ zertifizieren lassen. Einrichtungen, die Strukturen und Prozesse für eine hervorragende Diabetesversorgung gewährleisten, können sich „Diabeteszentrum DDG“ nennen und die höchste Zertifizierungsstufe erhalten Zentren, die ein Qualitätsmanagement für höchste Ansprüche an die Diabetesversorgung bieten. Diese dürfen sich dann als „Diabetes Exzellenz-Zentrum DDG“ bezeichnen. „Die Umbenennung der DDG Zertifikate und die damit verbundene neue prägnante, leicht verständliche Wort-Bild-Marke wird den Einrichtungen gerechter, indem sie deren hohen Aufwand für eine Zertifizierung besser würdigt. Gleichzeitig schaffen wir mehr Transparenz in der komplexen Versorgungslandschaft und erleichtern damit Menschen mit Diabetes die Suche nach für sie geeigneten Einrichtungen“, erklärt Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland, Vorsitzender des DDG Ausschusses Qualitätssicherung, Schulung und Weiterbildung (QSW). Die bisherigen Zertifizierungen erhalten ihre Gültigkeit und an den Anerkennungskriterien ändert sich nichts.

DDG gibt Zertifikat-Awards aus
Neben den bisherigen Urkunden gibt die DDG ab sofort auch Zertifikat-Awards in 3D aus. Diese können sich die Einrichtungen beispielsweise im Empfangsbereich aufstellen, um zusätzlich auf ihre besonderen Leistungen aufmerksam zu machen. „Wir haben diese Awards ins Leben gerufen, um die Einrichtungen in ihrem professionellen Außenauftritt und der Kommunikation ihrer Leistungen zu unterstützen“, so Dr. Rebekka Epsch, Leiterin des Teams „Wissenschaft, Versorgung & Zertifizierung“ in der DDG Geschäftsstelle. „Sie visualisieren und honorieren die Leistung des gesamten Diabetesteams und sind täglich sichtbar – für das Team selbst, aber auch für dessen Patientinnen und Patienten.“

Quelle: DDG

Presseschau August 2023

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Der frühe Vogel entgeht dem Typ-2-Diabetes
www.doccheck.com

Warum streunende Darmbakterien zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen
www.focus.de

Diabetes Typ 2 und Arthrose: Forschende finden verantwortliche Gene
www.diabinfo.de

Diabetes bei Kindern nimmt zu – aber nicht nur wegen Fettleibigkeit
www.welt.de

Hat mein Kind Diabetes? Die wichtigsten Warnsignale
www.focus.de

Film des DDB zur Diabetischen Ketoazidose:

Ketoazidose

Der DDB braucht dich! Mach mit!

www.diabetikerbund-sachsen.de/waskoennensietun/

Newsletteranmeldung:

Sachsen:

www.diabetes-netzwerk-sachsen.de/nla

Sachsen-Anhalt:

diabetikerbundsa.de/newsletter

Klimawandel und Hitze: Was bedeutet das für Menschen mit Diabetes?

Die Zunahme an Hitzeperioden im Zuge des Klimawandels kann für Menschen mit Diabetes kritischer sein als für stoffwechselgesunde Menschen. Das gilt besonders im höheren Alter. Der Beitrag „Hitze und Diabetes“ von diabinfo.de beschäftigt sich mit hilfreichen Tipps für Menschen mit Diabetes und zeigt gleichzeitig, wie ein gesunder und ebenso klimafreundlicher Lebensstil aussehen kann. Die Informationen sind ebenfalls anschaulich in den Videos „Hitze bei Diabetes: So reagiert der Körper“, „6 Tipps bei Hitze“ und „Nachhaltig und gesund leben“ aufbereitet.

„Eines der Hauptprobleme in Bezug auf Diabetes und Hitze ist das Risiko, dass der Blutzuckerspiegel steigt oder fällt und Hyperglykämien oder Hypoglykämien verursacht. Menschen mit Diabetes haben zudem ein höheres Risiko für Hitzeerschöpfung“, erläutert Dr. Alexandra Schneider, Leiterin der Forschergruppe Umweltrisiken am Institut für Epidemiologie bei Helmholtz Munich. „Diese kann auftreten, wenn der Körper bei hohen Temperaturen, häufig zusammen mit körperlicher Anstrengung, nicht über ausreichend Flüssigkeit und Salze verfügt und mit der Kühlung somit überfordert ist. Er kann folglich nicht genug schwitzen und versucht, sich auf andere Weise zu kühlen. Aus diesem Grund sollten Menschen mit Diabetes ihre Flüssigkeitsaufnahme bei warmem Wetter erhöhen, indem sie den ganzen Tag über regelmäßig Wasser trinken, um den Verlust auszugleichen, wenn der Körper versucht, sich durch Schwitzen abzukühlen,“ so Alexandra Schneider.

Hören Sie hierzu auch den neuen Podcast mit Dr. Alexandra Schneider: „Klimawandel und Hitze – was bedeutet das für unsere Gesundheit?“ – zu finden auf allen gängigen Streamingdiensten.

Quelle: DeutschesGesundheitsPortal.de


 

Menschen mit Diabetes besser und zielgerichteter zu Ernährung beraten

Neben der Bewegung ist die Ernährung eine Grundsäule in der Beratung von Menschen mit Diabetes Typ 2. Das Ernährungsverhalten beeinflusst den Stoffwechsel und kann ganz unmittelbar zur Verbesserung oder Verschlechterung eines Diabetes mellitus und dessen Folgeerkrankungen beitragen. Da in der Ernährungsforschung stets neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden, hat der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e. V. (VDBD) seine Ernährungsbroschüre aktuell überarbeitet und um wichtige und neue therapierelevante Aspekte erweitert.

Zu seinem 30-jährigen Bestehen veröffentlicht der VDBD eine Neuauflage seiner Ernährungsbroschüre. Als hilfreiche Grundlage für die Diabetesberatung richtet sie sich an bereits ausgebildete oder in Weiterbildung befindliche Diabetesfachkräfte. Die Broschüre vermittelt nicht nur die wichtigsten Grundlagen zur Ernährung, sondern darüber hinaus tiefergehende wissenschaftliche Neuerungen, sowie mehr Hintergrundinformationen – beispielsweise zu Mikronährstoffen. „Seit der Publikation der letzten Broschüre haben sich neue Erkenntnisse und Konzepte ergeben, die unbedingt in die tägliche Beratung von Diabetespatientinnen und -patienten mit einfließen müssen“, erläutert VDBD-Vorsitzende und Co-Autorin der Broschüre Dr. rer. medic. Nicola Haller.

Bessere Kommunikation – nachhaltiger Therapieerfolg
Basis für das neue Werk ist der methodische Ansatz der Partizipativen Entscheidungsfindung (PEF). Denn das Thema Essen und Trinken ist ein überaus privates Thema, mit dem in der Diabetesberatung sensitiv umgegangen werden muss. „Die PEF kann sich nach den individuellen Bedürfnissen, den jeweiligen kognitiven Fähigkeiten und Sprachkenntnissen der Patientinnen und Patienten richten und bietet Hilfestellung statt Anweisungen an“, erklärt Haller. „So kann die Ernährungstherapie individuell erfolgen und nachhaltiger wirken.“ Die Broschüre hält hierzu konkrete Kommunikationshilfen bereit.

Maßgeschneiderte Ernährung für jeden Stoffwechsel
Ebenfalls neu hinzugekommen ist die Differenzierung nach verschiedenen Diabetes- Subtypen und die entsprechenden Ziele der Ernährungsinterventionen. „Ernährungsempfehlungen können nicht für jeden Stoffwechsel gleichermaßen gelten oder pauschal formuliert werden“, erklärt Co-Autorin Dipl. oec. troph. Birgit Schareck. Die neue Ernährungsbroschüre trägt dem Rechnung, indem sie gezielt auf diese Diabetes-Subtypen eingeht und eine zielgruppenspezifische Ernährungsberatung in Einklang mit der jeweiligen Therapie empfiehlt. „Außerdem werden verschiedene neue erfolgversprechende Therapieoptionen, wie Hafertage, Eiweißersatz-Mahlzeiten, Intervall-Fasten und mediterrane Ernährung beschrieben“, so Schareck.

Bisher wenig beachtet: Der Einfluss von Zusatz- und Mikronährstoffen
Bisher wurde den Nahrungsmittel-Zusatzstoffen und Aromen, die vorwiegend in verarbeiteten Lebensmitteln vorkommen, wenig Aufmerksamkeit in der Ernährungsberatung geschenkt. „Der Einfluss der Aromaten und Konservierungsmittel hat jedoch direkten Einfluss auf das Kauf- und Konsumverhalten und in letzter Konsequenz dann auf den Blutzucker, auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen,“ erläutert Co-Autorin Susanne Müller. Ebenso sei der Einfluss von Mikronährstoffen nicht zu unterschätzen: „Ein Vitamin-D-Mangel kann dafür sorgen, dass bei einem Menschen mit Diabetes Typ 1 das Insulin nicht mehr sensitiv wirkt und deutlich höhere Insulingaben notwendig werden“, führt Müller aus. Menschen mit einem Typ-2-Diabetes und Adipositas benötigen per se mehr Vitamin B12. Auch das orale Diabetikum Metformin erhöht den Vitamin-B12-Verbrauch deutlich.

Quelle: VDBD

Broschüre als PDF herunterladen:

https://www.vdbd.de/fileadmin/portal/redaktion/Publikationen/VDBD_Diabetes-und-Ernaehrung_Webversion.pdf


 

Revitalisierung des Bündnisses Gesundheit im Freistaat Sachsen

24 Jahre nach der Gründung des Bündnisses Gesundheit 2000 im Freistaat Sachsen – die damalige Reaktion von Institutionen ärztlicher und nichtärztlicher Berufe auf überstürzte Gesetzesvorhaben der Bundesregierung zur Gesundheitsreform – wurde dieses gestern von beteiligten Kammern und Fachverbänden wieder ins Leben gerufen.

Systemimmanente Strukturen und finanzielle Anreize, die zu Fehlentwicklungen und qualitativ schlechter(er) Versorgung führen, Fachkräftemangel im ärztlichen wie auch im nichtärztlichen Bereich, eine zunehmende Kommerzialisierung des Gesundheitswesens, überbordende Bürokratie, eine oftmals nicht funktionierende Digitalinfrastruktur, Arzneimittelengpässe, Synergieverluste an den Sektorengrenzen (ambulant/stationär/Rehabilitation) und davon galoppierende Kosten veranlassen den Gesetzgeber zu immer mehr gesetzlichen Regelungen, ohne dabei die Expertise der Heilberufekammern und der Fachverbände in geeigneter Form einzubinden.

Ziel des Bündnisses – damals wie heute – ist es, Gesundheitspolitik aktiv mitzugestalten. Dazu gehört, eine breite Öffentlichkeit von Patienten, die Angehörigen der Gesundheitsberufe und die Politik landesweit über Regierungspläne zu den anstehenden Reformen und deren zu erwartende Folgen zu informieren und zu sensibilisieren, um eine Gefährdung des Versorgungs- und Betreuungsniveaus in Deutschland zu verhindern. Das Bündnis Gesundheit im Freistaat Sachsen will weiterhin einen konstruktiven Dialog führen, um mit Sachverstand, Konzepten und Alternativen notwendige Reformen im Gesundheitswesen voranzubringen.

Zum Sprecher des Bündnisses wurde der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Erik Bodendieck, gewählt; Stellvertreter ist Toralf J. Beier, Geschäftsführer Landesgruppe Mitte des Verbandes für Physiotherapie e.V. (VPT).

Quelle: Sächsische Landesärztekammer Netzwerk “Ärzte für Sachsen”